Beruehmt wie als
Staat und als Saette der Kunst wurde Venedig durch seine ganz eigentümliche
Art der Geselligkeit. Der froehliche Lebensgenuss mit seiner heiteren
Leichtigkeit machte das Leben fuer alle angenehm. 1592 in Venedig wurde
"Caova" in einem Buch von dem Botaniker "Prosper Alpinus"
als »ein beliebtes Getränk der Araber und Ägypter«
festgehalten. 1596 schickte ein Reisender einige Kaffeebohnen dem berühmten
Arzt und Botaniker Charles de Lecluse mit dem Hinweis, ihn erst zu rösten,
zerstossen und dann zu überbrühen. Es dauerte dann nochmal 50
Jahre, bis die Bohne in der Gesellschaft als belebend bekannt wurde.
Im Jahre 1647 enstand am Markusplatz in Venedig das älteste europäische
Kaffehaus. Im Laufe des siebzehnten Jahrhunderts liessen sich immer mehr
Konditoren, Zucker- und Pastetenbäcker in Vendig nieder. Wohl an
keinem Ort der Welt wurde so viel gescherzt, gespielt, gefaulenzt und
geliebt, wie in Venedig. Zu den verbreitesten Lastern zählte im achtzehnten
Jahrhundert in Italien das Glücksspiel. Jeder gewöhnlicher Babier
hatte in Venedig hinter seinem Laden ein Stübchen, in dem sich Kunden
zum Kartenspielen trafen. Später übernahmen die Kaffeehäuser
die Spielhalterrolle der Barbiere. 1766 wanderten viele Cafetiers nach
Norddeutschland insbesondere nach Berlin ab, da sie mit der Signorina
in Streit über die Steuern und Zölle geraten waren.
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Mit
der Wende zum achtzehnten Jahrhundert hatte sich in den Sitten und Gebräuchen
der europäischen Welt ein merklicher Wandel vollzogen. Während
im Barock in fast allen Lebensäusserungen ein starker männlicher
Einfluss vorherrschte und die Künste im Zeichen einer unglaublichen
schöpferischen Kraft standen, kam allmählich mehr und mehr die
verspielte weibliche Art in den Vordergrund. |
Unter
der einsetzenden Kultur des Rokoko traten ganz neue Strömungen auf,
ein merklicher Übergang von der Schwere und Üppigkeit zum Leichten
und Zarten, ein Hang zur Konversation und Geschwätzigkeit. Mit der
Verfall des äusseren Reichtums verbanden sich Luxus und Wohlleben,
und wer noch was besass, lebte meist gedankenlos in den Tag hinein und dabei
weit über seine finanziellen Verhältnisse. |
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Der
Lieblingsausdruck dieser Epoche war das Wort "Philosophie". Man schrieb,
malte und rechnete philosophisch, und ein Schuhmacher auf der merceria in
Venedig verfertigte seine Schuhe nach philosophischem System. Unter den
zahlreichen literarisch-philosophischen Zeitschriften nannte Pietro Verri
eine solche einfach "Caffe", ein Zeichen, welche Einflüsse und spezifischen
Vorstellungen sich bereits mit dem Gebrauch des Getränkes verbanden.
Trotz mancher Auswüchse und Schwächen fand sich in Italien auch
in diesem Zeitalter eine starke schöpferische Strömung von beachtlicher
geistiger Kraft, die noch auf die europäische Kultur einwirkte, als
sie schon völlig unter der Herrschaft Frankreichs stand. |
Lloyd«s,
Jakobson und Co. |
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